Schwert und Laute by Marmen Sonia
Autor:Marmen, Sonia
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-01T00:00:00+00:00
Ich sank auf dem Bett zusammen und stöhnte vor Kummer. Mir brach fast das Herz. In dem Glauben, Liam zu helfen, hatte ich ihn stattdessen in eine gemeine Falle gelockt, die ihn direkt aufs Schafott führen würde. Ich selbst hatte ihm den Strick um den Hals gelegt; es war, als tötete ich ihn mit meinen eigenen Händen... Mein Gott! Liam, mo rùin. Was habe ich getan? Vergib mir... Ich schluchzte in das Kopfkissen und weinte mich in den Schlaf.
Das Scheppern des Riegels weckte mich. Winston trat ein. Er brachte einen Teller und eine Flasche Wein und stellte beides auf das mit lackierten Intarsien verzierte einbeinige Tischchen. Er hatte seine Perücke abgelegt und das blonde Haar im Nacken mit einem schwarzen Samtband zusammengefasst. AuÃerdem hatte er seinen Rock gegen einen Hausmantel aus Damastsatin ausgetauscht. Man hätte ihn für einen Juristen aus dem Oberhaus halten können.
»Euer Abendessen, Madam«, verkündete er und verneigte sich. »Rupert wird Euch in einer Stunde ein Bad bereiten. Nachdem Ihr bei dieser Hitze gereist seid, werdet Ihr gewiss das Bedürfnis haben, Euch zu erfrischen. Im Schrank findet Ihr saubere Kleidung.«
Er zögerte einen Moment lang und beobachtete mich gelassen, dann tat er einen Schritt auf mich zu.
»Hinaus«, zischte ich zwischen den Zähnen hindurch und starrte ihn aufgebracht an.
Sichtlich getroffen ging er und lieà es sich angelegen sein, hinter sich gut zu verriegeln. Ich stand auf, angelockt von dem Duft, der von Beckys mit Ãpfeln gefülltem Fasan aufstieg. Ich musste essen, um nachdenken zu können. Daher stillte ich meinen Hunger und konzentrierte mich auf jeden Bissen. Später, wenn ich ruhiger war, konnte ich über meine Lage nachdenken.
Die Standuhr zeigte zwanzig Minuten vor Mitternacht, als Rupert mit dem letzten Eimer Wasser hinausging. Ich fand eine gewisse Genugtuung darin, ihn die Arbeiten tun zu sehen, die üblicherweise das Zimmermädchen besorgte. Aber Millie durfte nicht erfahren, dass ich hier war, in diesem Punkt hatte Winston sich deutlich ausgedrückt. Die einzigen Besucher, mit denen ich das... Missvergnügen haben würde, würden also Winston oder Rupert sein, je nachdem.
Ich hatte ein sauberes Nachthemd angezogen, das ich in dem groÃen Schrank, in dem auch einige hübsche Kleider von teurer Machart hingen, gefunden hatte. Meinen Dolch hatte ich unter das Kopfkissen gelegt. Ich hoffte, dass ich ihn nicht benutzen musste, aber mein Zimmer war über eine Geheimtür mit Winstons Räumen verbunden... Im Fall der Fälle konnte ich ihn damit vielleicht abschrecken.
Erschöpft und innerlich völlig leer glitt ich zwischen die Laken und zog sie mir bibbernd bis ans Kinn hoch. Ich war diesem Bastard ausgeliefert und konnte nichts unternehmen, auÃer zu warten. Wie lange würde es dauern, bis Liam entdeckte, dass ich ihm ungehorsam gewesen war und mein Versprechen gebrochen hatte? Ich hoffte nur, dass er nicht kommen, sondern mich meinem Schicksal überlassen würde. Dass er nicht in die Falle ging.
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